Die neue Winnender Ausstellung "Die Heilanstalt Winnental im Nationalsozialismus und die „Euthanasie"-Aktion T4 in den Jahren 1940/41" ergänzt vom 24. September 2015 bis Frühjahr 2016 die Wanderausstellung der Gedenkstätte Grafeneck sowie die Ausstellung im Rahmen der Grauen Busse der Künstler Dr. Horst Hoeisel und Andreas Knitz. Die Ausstellung kann vom 24. September 2015 (ab 11.00 Uhr) bis Frühjahr 2015 im Klinikum Schloß Winnenden in der Ärztlichen Direktion werktags von 8 bis 17 Uhr besichtigt werden. „Heilanstalt Winnental... Verwendungsvorschlag: Als Heilanstalt belassen. In Nähe des Kulturzentrums Stuttgart gelegen.“
Diese Worte finden sich in einem Bericht, der im November 1942 im Auftrag des Reichsinnenministers in Berlin angefertigt wurde und der als Grundlage für eine staatliche Kriegs- und Nachkriegsplanung der württembergischen Heil- und Pflegeanstalten gedacht war. Was der Bericht aber konsequent verschweigt, ist der zehntausendfache Mord an Patienten und Heimbewohnern aus den Anstalten des württembergischen und badischen Raums in den Jahren 1940 und 1941. Seit Beginn der NS-Diktatur 1933/34 waren bis 1942 in Deutschland weit über 300.000 Menschen zwangsweise sterilisiert und über 70.000 Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten einem systematischen staatlichen Mord zum Opfer gefallen, der nach dem Krieg den Namen Aktion T4 erhielt — benannt nach dem Sitz der Verwaltungszentrale in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Voran ging dieser durch den NS-Staat angeordneten Mordaktion eine über fünfzigjährige Vorgeschichte, das Sprechen von minderwertigem und lebensunwertem Leben in den Bereichen von Politik und Kirchen und der Gesellschaft insgesamt, gefolgt von einzelnen Stimmen — verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg — die die Vernichtung lebensunwerten Lebens propagierten. Auch knapp 400 Patientinnen und Patienten der Heilanstalt Winnental wurden Opfer der NS-„Euthanasie“. Sie wurden 1940 in den Vernichtungsstätten Grafeneck bei Münsingen auf der Schwäbischen Alb und 1941 in Hadamar bei Limburg an der Lahn ermordet. Wie viele Menschen den Zwangssterilisationen der Heilanstalt Winnental zum Opfer fielen oder in den Jahren 1941 bis 1945 im Rahmen der dezentralen „Euthanasie“ direkt in der Heilanstalt ermordet wurden, ist bis heute nicht erforscht — oder nicht mehr exakt zu klären. Weitere Informationen gibt es bei Michiko Pubanz, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 07195 900-2004, E-Mail: M.Pubanz@zfp-winnenden.de.