Wie soll und wie kann eine deutsche psychiatrische Klinik heute mit ihrer eigenen Geschichte während der Jahre des Nationalsozialismus umgehen? Mit welchem Selbstverständnis tritt man der Geschichte seiner Einrichtung entgegen? Was bedeutet es für die gegenwärtige therapeutische Behandlung von Patientinnen und Patienten oder für die Ausbildung junger Menschen in den von der Klinik angebotenen Ausbildungen, dass wir von historischen Verbrechen am Ort unserer Klinik wissen, die den Zielen medizinischer Wissenschaft diametral entgegenstehen?
Diesen Fragen widmet sich der Vortrag „Wie können wir in unserer eigenen psychiatrischen Klinik der NS-‚Euthanasie'-Morde gedenken?“, der am Montag, 10. Februar, um 18:00 Uhr (Einlass ab 17:30 Uhr) im Festsaal des ZfP Winnenden stattfindet.
Als Gastreferent wird Prof. Dr. med. Thomas Müller aus dem Forschungsbereich Geschichte und Ethik der Medizin des ZfP Südwürttemberg die Ansätze seines Teams vorstellen. Am Beispiel des ZfP Südwürttemberg zeigt er dessen Wege auf, wie man im Klinikverbund der Zentren für Psychiatrie (ZfP) in Baden-Württemberg der Vergangenheit gedenken und dabei die Aufarbeitung der eigenen Institutionsgeschichte mit gesellschaftlichem Bildungsauftrag verbinden kann.
Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit zum Austausch bei einem kleinen Imbiss sowie zur geführten Besichtigung der aktuellen Ausstellung im ZfP Winnenden: „'Man wird ja wohl noch sagen dürfen…': Zum Umgang mit menschenverachtender und demokratiefeindlicher Sprache.“
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, eine Anmeldung jedoch erforderlich. Interessierte können sich per E-Mail bei Michiko Pubanz, Leiterin der Unternehmenskommunikation, anmelden: M.Pubanz@zfp-winnenden.de.
Über Prof. Dr. med. Thomas Müller
Prof. Dr. med. Thomas Müller, M.A., Arzt und (Medizin-)Historiker, forschte und lehrte von 1998 bis 2006 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie von 2006 bis 2007 an der Universität Ulm.
2007 begründete er den von ihm geleiteten Forschungsbereich für Geschichte und Ethik der Medizin am Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg/Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm.
Er habilitierte sich 2014 im Fach Geschichte und Ethik der Medizin an der Charité Berlin.
Die Umhabilitation an die Universität Ulm erfolgte später; dort ist er seit 2017 außerplanmäßiger Professor. Er leitet das Württembergische Psychiatriemuseum sowie den Verlag Psychiatrie und Geschichte und koordiniert die „Historische Forschung“ aller Zentren für Psychiatrie in Baden-Württemberg. Zudem unterrichtet er Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Ulm sowie die Geschichte der Psychotherapie an der Universität Konstanz. Seit vielen Jahren unterstützt er auch das ZfP Klinikum Schloß Winnenden bei der historischen Aufarbeitung.